Als Alabasterküste (Côte d’albatre) werden nicht zu Unrecht die 120 Kilometer Küstenabschnitt zwischen Le Havre und Le Tréport bezeichnet.

Wer die bis zu 100 m hohen steilen Klippen aus Feuerstein und Kreide in dem besonderen hellen Licht betrachtet, wird es den vielen Malern, wie Claude Monet zum Beispiel, nachempfinden können, dass sie vom Zauber dieser Landschaft inspiriert wurden und immer noch werden.
Es ist Ostern und vielleicht noch etwas früh im Jahr für eine Fahrt in diese teilweise unwirkliche Küstenregion, aber die Großwetterlage, die auf trockenes Wetter für die nächsten Tage hindeutet, überzeugt uns, so dass wir als erstes Ziel Le Tréport anfahren.

Da es besonders im Norden Frankreichs an Wohnmobilstellplätzen oder auch Campingplätzen nicht mangelt, machen wir uns keine Gedanken darüber, einen freien Platz zu finden. Le Tréport bietet da beides: sowohl Stellplatz als auch Campingplatz direkt nebeneinander – kein Einzelfall. Der Stellplatz ist schon voll (einige Mobile parken schon davor), so dass wir uns entschließen, den Campingplatz in Anspruch zu nehmen, zumal die Platzgebühr für diese Jahreszeit sehr moderat ist. Ein weiterer Campingplatz Richtung Dieppe gelegen oder aber der Stellplatz oberhalb der Felsen sind für uns dieses Mal keine Alternative.
Mit dem Fahrrad erkunden wir die Stadt, wobei wir uns als erstes zur Fischhalle orientieren, um eventuell unsere Fisch-Kochkünste unter Beweis zu stellen, entscheiden uns aber dann doch, uns in einem der vielen einladenden Fischrestaurants kulinarisch verwöhnen zu lassen. Nachdem wir uns die Kirche Saint-Jacques angesehen haben, schlendern wir noch durch das sehenswerte Altstadtviertel und lassen uns von der Atmosphäre dieser für die Normadie typischen Hafenstadt einfangen.

Zwei Tage später und gut 50 km weiter südwestlich erleben wir ein ganz anderes Scenario: Veules-les-Roses, ein ehemals kleines Fischerdorf, das eingerahmt ist von den Felsen der Alabasterküste und sich am kürzesten Fluss (nur ca 2000m lang), der Veules entlangstreckt. Reetgedeckte Häuser, mehrere Mühlen und bunte Hortensien- bzw. Rosengärten prägen das pittoreske Dorfbild, das auch schon so berühmte Persönlichkeiten wie Victor Hugo anzog. Wir wandern den Fluss hoch, genießen das Plätschern des kleinen Flusses und schauen uns die sich noch drehenden alten Mühlräder an – einzig ein kleines Cafe am Ufer des Flusses fehlt in dem ansonsten charmanten Dorf, das auf jeden Fall zumindest einen Ausflug wert ist. Für diejenigen, die länger bleiben wollen, gibt es selbstverständlich auch hier Stell- bzw. Campingplatz. Wir sind am späten Nachmittag weitergefahren in das wohl bekannteste Dorf dieses normannischen Küstenabschnittes: Étretat

Bekannt ist Étretat durch die Klippenformationen, die aus dem Meer herausragen und die man an einer Stelle mit einem Elefanten, der seinen Rüssel ins Meer hält, vergleichen kann. Dieses Bild kennt wohl jeder, der sich irgendwann einmal Bilder der Normandie angesehen hat. Am besten erkundet man die Küste, wenn schon nicht mit dem Boot, dann aber zu Fuß auf einem Wanderweg, der oben auf dem Felsplateau entlang führt. Wenn man auch nicht gleich bis Le Havre wandert, so sollte man doch ein paar Felsvorsprünge bzw. Buchten die Küste entlang laufen, so dass sich immer wieder ein neuer fantastischer Blick auf die faszinierende Szenerie eröffnet. Wir dehnen unsere Wanderung wegen dieser traumhaften Küste aus und entgehen so dem im Dorf spürbaren Touristenrummel. Sieht man normalerweise hier in der Normandie hauptsächlich Franzosen, so ist das in Étretat doch ganz anders. Die Felsen haben eine solchen Bekanntheitsgrad, dass sie Menschen aus aller Welt hierher locken – verstehen kann man das…….